Ein heißes Thema, dass oft in den ersten Klassen für viel Aufregung sorgt. Doch wenn man einfach mal den Großen „auf die Finger schaut“, dann gibt es eine Vielzahl von Abweichungen von dieser „angeblichen Norm“. Und trotzdem können wir alle schreiben. Dass dies mal mehr oder weniger leserlich sein kann, hängt von vielen Faktoren ab und jeder weiß, wie auch Tagesform oder Stress darauf Einfluss nehmen.
Doch sind wir mal ehrlich, wie soll denn allein eine Korrektur der Finger um ein paar Millimeter hier und ein paar Winkelgrad dort, wirklich einen so großen positiven Einfluss auf Lesbarkeit, Rechtschreibung & Co haben?
Nicht, dass ich falsch verstanden werde:
Natürlich brauchen Kinder Anleitung wie geschrieben wird und auf was dabei zu achten ist. Natürlich sind Hilfestellungen nötig und ist ein hingeschmierter Satz nicht immer akzeptabel.
Zum Thema Stifthaltung geht es mir heute aber um etwas sehr Entscheidendes. In der Schule wird oft verzweifelt versucht, Kinder zu einer einheitlichen, vermeintlich standardisierten Stifthaltung anzuleiten und die individuell gewählte Art mühsam abtrainiert. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie gerne die Schreibwarenindustrie dieses Thema aufgreift und was alles an Hilfsmitteln verkauft wird…
Hier ein Appell an alle: Es gibt „kein Gesetz der Welt“, das vorschreibt, wie man zum Schreiben den Stift halten muss!
Viel wichtiger ist auch hier der Weitblick: Schaut nicht nur auf die Stellung einzelner Finger. Achtet lieber auf die Gesamtheit der Zeichen, die Euch die Kinder geben.
Unleserliche Schrift – schiefe Zeilen – Anfänge mitten in der Zeile – eingedrehte, verkrampfte Schreibhand – verdrehtes Heft – schiefe Kopfhaltung – verbissenes Gesicht und angespannter Nacken – dies alles sind Anzeichen, dass sehr wohl eine gewisse Anspannung auf dem Thema Schreibhand liegt und aus irgendeinem Grund die Augen-Hand-Koordination nicht frei zur Verfügung steht.
Und gerne helfen Evolutionspädagogen diese „Sprache der Kinder“ zu verstehen. Wir nutzen dazu auch sehr treffsicher die Schleifendiagnostik. Denn auch derartige Schleifenbilder zeigen, dass die Schreibhand nicht entspannt ist und eine Unterstützung dringend angebracht ist! Aber bitte nicht nur mit kleinen Korrekturen an der Fingerposition quälen und dadurch den Druck erst recht erhöhen.
Und auch ganz wichtig: Mischformer schreiben meist mit Ihrer grobmotorischen Hand, daher ist es schier unmöglich von Ihnen „schönste Schönschrift“ einzufordern. Bitte immer dran denken.
Ein Text von Evolutionspädagogin Sandra Hellauer